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Fotoportrait von Dorothee Schmitz Köster.
Zentralbibliothek
Wall-Saal – Zugang außen über Am Wall
21.02.2023
18:00 - 20:00
Eintritt frei
»Unbrauchbare Väter. Über Muster-Männer, Seitenspringer und flüchtende Erzeuger im Lebensborn«

Waren sie »ganz normale« Zeitgenossen oder Männer in SS-Uniform? Haben sie Kinder gezeugt, weil sie sich welche wünschten? Ist es einfach passiert? Oder hatten sie die Himmler-Befehle im Kopf, die sie aufforderten, Nachwuchs für Deutschland zu produzieren? Kurz: Wer waren die Männer, deren Kind in einem Lebensborn-Heim auf die Welt gekommen ist? Unter dem Dach der SS-Organisation, die ihre Klientel nach Rasse- und Gesundheitskriterien auswählte? Tatsache ist: Wir wissen fast nichts über sie. Vielen ist es gelungen, geheim zu bleiben – mit Hilfe einer ausgefeilten Strategie des Lebensborn.

Der Lebensborn e. V. war in der Zeit des Nationalsozialismus ein von der SS getragener, staatlich geförderter Verein, dessen Ziel es war, auf der Grundlage der nationalsozialistischen Rassenhygiene und Gesundheitsideologie die Erhöhung der Geburtenziffer „arischer“ Kinder herbeizuführen. Dies sollte durch das Abhalten unverheirateter Frauen und Mädchen von einem Schwangerschaftsabbruch, durch das Anbieten anonymer Entbindungen und die anschließende Vermittlung der unehelichen Kinder zur Adoption – bevorzugt an Familien von SS-Angehörigen – erreicht werden. In den Geburtsurkunden der Kinder ist nur ein Strich, wo eigentlich der Vatername eingetragen sein sollte. Auch im wirklichen Leben tauchten diese Männer oft nicht auf, in den Erzählungen so mancher Mutter blieben sie ausgespart. »Unbrauchbare Väter« nimmt sich diese Leerstelle vor. Denn trotz Geheimhaltung und Aktenvernichtung am Kriegsende existieren Dokumente, können Zeitzeugen von ihnen erzählen. »Unbrauchbare Väter« versammelt diese Bruchstücke, arbeitet Gemeinsamkeiten, Parallelen, Unterschiede heraus. So entsteht ein facettenreiches Bild von Lebensborn-Vätern, die sich unterscheiden, in Alter, Verhalten, Profession, Gesellschaftsschicht – und in ihrer Beteiligung am NS-Regime. Und doch lautet das Fazit: Sie sind »unbrauchbare Väter«. Nicht nur aus heutiger Sicht. 1950 in Bergisch Gladbach geboren. Studium der Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften in Bonn, 1976 Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Redakteurin bei einer Bonner Auto-Zeitschrift. 1983 Promotion über DDR-Literatur, Ebert-Stipendiatin. Umzug nach Bremen, Referendariat und Zweites Staatsexamen. Seit 1985 freiberufliche Journalistin und Autorin. 2008 Umzug nach Berlin.

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Im Rahmen der Veranstaltungen zum 27. Januar 2023 zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung in Bremen.