Portrait: Dr. Mathias Beer und Dr. Christopher Spatz
© Privat, Arndt Rathjen

Flucht und Vertreibung – Eine deutsche Streitgeschichte

Neben dem allgemeinen Verständnis weisen Flucht und Vertreibung im Deutschen eine besondere Bedeutung auf – die Umsiedlung, Flucht und Ausweisung von rund 12,5 Millionen Angehöriger des Deutschen Reiches und von deutschen Minderheiten aus einer Reihe von Staaten Ost-Mitteleuropas am Ende des Zweiten Weltkriegs. Dabei handelt es sich um einen Prozess von globalem Ausmaß, dessen Folgen bis in die Gegenwart reichen. Flucht und Vertreibung haben die Biographien von Millionen von Menschen geprägt, sie haben Nachkriegsdeutschland verändert, und sie beschäftigen Politik, Medien und Gesellschaft bis heute. Anders als oft behauptet, waren und sind Flucht und Vertreibung und ihre Folgen kein Tabu in der Bundesrepublik, sondern Gegenstand breiter und kontroverser Auseinandersetzungen. Sie durchziehen die deutsche Nachkriegsgeschichte wie ein roter Faden bis in die Gegenwart.

Der Vortrag beleuchtet wichtige Etappen des öffentlichen Umgangs mit Flucht und Vertreibung seit der Gründung der Bundesrepublik. Dessen Charakteristika lassen erkennen, dass es im Wesentlichen erinnerungspolitische Debatten um den Platz von Flucht und Vertreibung im kulturellen Gedächtnis der Deutschen waren und sind. Dr. habil. Mathias Beer ist ein auf dem Gebiet der Migrationsforschung der Neuzeit und Zeitgeschichte ausgewiesener Historiker an der Universität Tübingen und Inhaber einer Gastprofessur an der Universität Hermannstadt in Rumänien. Aus seiner Feder stammen wichtige Publikationen, darunter die Monografien „Flucht und Vertreibung der Deutschen. Voraussetzungen, Verlauf, Folgen“ (2. Aufl. 2023) sowie „Die Flüchtlingsfrage in Deutschland nach 1945. Geschichte, Forschung, Erinnerung“ (2025). Für seine Verdienste im Bereich der Migrationsgeschichte wurde er 2017 mit dem Ludwig Uhland Preis ausgezeichnet.

Der Bremer Autor und Historiker Christopher Spatz, geb. 1982, wird aus eigens für diese Veranstaltung zusammengestellten Zeitzeugenberichten vorlesen. Die Berichte stammen von Flüchtlingen, Vertriebenen, Wolfskindern und Heimatverbliebenen. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik in Oldenburg promovierte Spatz 2015 an der Berliner Humboldt-Universität zur Identität der ostpreußischen Wolfskinder. Er hat die erfolgreiche Kampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker zur Entschädigung der Wolfskinder durch die Bundesrepublik wissenschaftlich begleitet.

Veranstalter: Landsmannschaft Ost- & Westpreußen Bremen e.V.

Kooperationspartner: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Landesverband Bremen, Bund der Vertriebenen – Landesverband Bremen e.V.

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Wo und wann

Mi, 15.10.2025 um 18:00
Zentralbibliothek
Wall-Saal (Zugang außen über Am Wall)

Kostenlose Veranstaltung